Graz 2020: Die wichtigsten Ideen & Eindrücke

In einer zunehmend komplexen Welt treten nun fortlaufend immer weitere Herausforderungen zu Tage, die ebenso komplexe Lösungen benötigen. Ebenso sind diese Probleme von der Art, die auf uns über direkten oder indirekten Weg Einfluss üben. Auf uns als Menschen, insbesondere unsere Lebensqualität sowie Entwicklung, auch diejenige zukünftiger Generationen. In den vergangenen Jahrzehnten gab es sehr wohl Aufmerksamkeit für ebendiese Problemstellungen, doch war die Mentalität im Schnitt gegenüber jenen eine andere. Vor allem jetzt, mit dem Fortschritt der Vierten Industriellen Revolution, wird die Befassung mit diesen Themen unerlässlich.

In den letzten Jahren hingegen wird deutlich die Betonung auf den Beitrag gelegt, den der Einzelne üben kann, so wie zum Beispiel der Umweltverschmutzung oder dem Klimawandel vorzubeugen. Mittlerweile ist diese Art der Rücksicht für unsere Breitengrade eine Alltäglichkeit, dies lässt sich allein am Beispiel der Mülltrennung gut verdeutlichen: Fast jeder stand schon das ein oder andere Mal vor der Frage, wo man dies oder das entsorgen soll, ohne etwas falsch zu machen. Ob nun Mülltrennung oder sonstige Maßnahmen, hier soll es um etwas Weitergefasstes gehen, nämlich um das zukünftige Graz. Sich mit Themen wie Umweltschutz und Klimawandel zu beschäftigen ist paradoxerweise viel leichter, jedoch gleichzeitig schwieriger geworden. Dabei gilt auch, dass es besondere Fragen gibt, deren Antwort es nun aufzuzeigen gilt: „Kann nur ein Top-Experte wertvolle Beiträge leisten? Was kann man nun überhaupt tun? Wie stellen wir uns unser Leben in 10, vielleicht 50 Jahren vor? Welche Arten von Herausforderungen werden uns erwarten, und wie werden wir ihnen entgegentreten?“

Dieses von GisaLab ausgehende Projekt trägt den Titel „Landscape of (in)compentences“ – wobei angemerkt sein soll, dass die Vorsilbe „in“ nur symbolischen Wert hat – denn das Ziel ist es, dass sich diese Landschaft in eine „landscape of competences“ verwandelt.

Im weiteren Verlauf der Zeit werden Workshops an verschiedenen Terminen mit Mädchen abgehalten, bei denen man sich aktiv mit der Thematik auseinandersetzt, in dessen Rahmen der weitere Fokus besonders auf zwei Aspekte gelegt wird. Unter den Devisen des Projekts vereint werden vor allem die Luftqualität in Graz und dazugehörige Probleme, mit denen wir uns sowohl als jetzt als auch in weiterer Zukunft konfrontiert sehen müssen, sowie die Stärkung der Präsenz von Frauen und Mädchen in der Technik-Branche. Zwei künstlerische Highlights gibt es hierbei vorab zu erwähnen, das sind die uns beiwohnenden KünstlerInnen: Künstlerduo „diSTRUKTURA“ (Milan Bosnic und Milica Milicevic) und Tanja Vujinovic. Ihre Wurzeln liegen in Serbien und Slowenien. Sie leisten ihre Beiträge zu diesem Projekt mit ihrer künstlerisch-technischen und künstlerisch-soziale Expertise. Die Beiträge der Beiden reichen von 3D-Modellen von Kohlekraftwerken, einer Applikation, die basierend auf dem aktuellen Standort die Luftverschmutzung verdeutlicht, bis hin zu nichtlinearen Interviews zum Thema der Verbindung von Technik und Kunst bzw. Techniker mit Kuntschaffenden.

Des Weiteren wohnt uns Niki Passath bei, der sich mit dem Zusammenhang von Maschine und Mensch beschäftigt. Bei seinen Arbeiten spielen verschiedenste Disziplinen der Kunst und der Technik eine wichtige Rolle. Dies wird ersichtlich an der großen Vielfalt von Medien, die er nutzt, um seine Projekte, nicht zuletzt inspiriert durch seine Forschungsreisen, zu verwirklichen. Er war bereits bei den Anfängen von GISALab involviert. Im Rahmen dessen leitete er einen Workshop, in dem er mit den teilnehmenden Mädchen diverse Arten von Robotern baute.
Im Rahmen des Kulturjahres 2020 in Graz möchte man sich nun mit diesen Themen auseinandersetzen. Zusammenfassend gesagt, geht es um die Verbindung von Kunst und Technik, mit dem Ziel, Bewusstsein sowie Ideen für potenzielle Lösungen bestimmter Herausforderungen zu schaffen. Zunächst passierte das hauptsächlich im Rahmen von GISALab. Dieses wurde von Mirjana Peitler-Selakov ins Leben gerufen, welche in ihrem Leben selbst bereits den Spagat zwischen Kunst und Technik überbrückte. GISALab beschäftigte sich in seinen Anfängen mit der Fusion von Kunst und Technik, später wurde der Fokus dieses Rahmens auf Mädchen und jungen Frauen gerichtet. Obgleich man des Öfteren gehört haben könnte, dass Kunst und Technik nicht zusammengehören, überzeugt dieses Projekt vom Gegenteil: Um den Anforderungen der Herausforderungen gerecht zu werden, müssen immer kreativere und weltoffenere Lösungen generiert werden – „out of the box“-Denken wird unerlässlich. Das ist der Knackpunkt: Hier möchte man die besten Möglichkeiten beider Disziplinen vereinen, um für alle etwas schaffen zu können. Jedoch geht es hierbei nicht um einen starren Arbeitsdrang mit einem materiellen Produkt als Ziel, sondern ein gemeinsames Arbeiten und Freude am Denken und am Umgang mit der Materie. Eine Maxime für die gemeinsame Arbeit, auf die besonders viel Wert gelegt wird, spiegelt sich im Namen wieder. Es soll nämlich mit gemeinsamen (In)Kompetenzen umgegangen werden – das bedeutet viel mehr als auf jemanden nicht wütend zu werden, sollte betreffende Person einen Fehler gemacht haben. Im Sinne dieses Projekts bedeutet das vor allem, eine Brücke zwischen Personen vieler Altersstufen und Berufsgruppen zu bilden und in der Kooperation Mängel zu Identifizieren und Stärken zu nutzen. Letztendlich nutzen alle ihre Fähigkeiten, um für etwas zu arbeiten, das uns alle betrifft, und das jeden kreativen Kopf brauchen kann – und dabei auch gemeinsam zu daran zu wachsen.